Wespen

Ringreiten ist ein Pferdesport, dessen geschichtlicher Ursprung im Mittelalter zu suchen ist. Als ungefährliche Alternative zu den Ritterkämpfen (Tjosten) wurde es im Begleitprogramm von den Knappen durchgeführt. Aus diesen Wettkämpfen entwickelte sich über die Jahrhunderte in Mitteleuropa das heutige Ringreiten (mancherorts auch Ringstechen oder Fahnenjagen genannt).

Die weiteste Verbreitung findet es in Norddeutschland und im südlichen Dänemark. Die größten Turniere finden im dänischen Aabenraa statt, wo sich bis zu 500 Reiter messen.

Wo aber das älteste Turnier auf deutschem Boden stattfindet, ist eine interessante Frage, denn Wespen hat sicherlich gute Aussichten auf einen der vorderen Plätze. In seiner Festrede zum 100-jährigen Wespener Ringreiten 1955 erwähnt Paul Wille, dass ein gewisser Christian Krause, geboren lt. Kirchenbuch am 16.10.1805 in Wespen, aus "großer Liebe zur Reiterei" mit der Jugend 1855 das erste Ringreiten veranstalte. Seitdem finden in Wespen jährlich, jeweils am Samstag nach Herrentag, Ringreit- Turniere statt.

Die Wespener Ringreiten haben dern Charakter eines Volksfestes angenommen, wo Freude und Fröhlichkeit die Hauptrolle spielen. Nach dem tradidtionsreichen Ablauf der Veranstaltung findet man sich abends zum Ringreiterball im Festzelt ein und lässt den Tag in fröhlicher Runde ausklingen.

Möge es unserem Dorf vergönnt sein, dieses Fest bis in die fernsten Zeiten zu feiern!“ (P. Wille, aus dem Protokollbuch von 1955)

Mit dem Bericht zum 104. Ringreiten 1959 enden die Aufzeichnungen im Protokollbuch, das anläßlich des 100-jährigen Ringreitens angelegt wurde. Obwohl unser Ringreiten seitdem jährlich stattfand, „schlief“ die Führung des Protokollbuchs leider ein. Was jedoch über die Jahre Bestand hatte, ist das hohe Engagement der Ringreiter, sodass man auf viele schöne Veranstaltungen und Feste zurückblicken kann. Bei vielen Reitern unseres Landkreises ist das jährliche Ringreiten in Wespen seitdem zu einem festen Termin im Kalender geworden. Am Wochenende nach Herrentag ziehen die Reiter aus Nah und Fern in unser Dorf ein, um sich beim Ringe- Stechen zu messen. Unzählige Ringe wurden seitdem vom Galgen geholt, viele Preise mit nach Hause genommen und - so manche schöne Erinnerung.

Obwohl sich die Organisation der Veranstaltung im wesentlichen an der über 150- jährigen Tradition orientiert, unterlag unser Reiten in den vergangenen Jahren natürlich auch Veränderungen. So fand das Sammeln früher am Dorfteich, später dann auf der Dorfstraße hinter der Kirche und heute auf der gegenüberliegenden Seite der Kirche, vor dem Dorfteich statt. Auch das Reiten wurde früher auf dem Dorfanger durchgeführt. Nachdem die Plätze unseres Dorfes nach und nach befestigt und gepflastert wurden, wich man mit dem Ringreiten erst zum Sportplatz, später dann auf die Wiese neben dem Feldweg Richtung Barby aus.

Nachdem Richters Gaststätte und Saal in Folge der wirtschaftlichen Veränderungen geschlossen werden musste, wurde ein neuer Austragungsort für den Reiterball gesucht. Mit Organisationsgeschick und einer Portion Glück, konnte man nach der Wende ein Festzelt organisieren, das bei Bedarf auf dem Sportplatz aufgebaut wurde. Im Jahr 2009 wurde mit dem Bau einer Mehrzweckhalle begonnen, weswegen die Zeltstangen entfernt wurden.

Natürlich unterlag das "Amt" des Hauptmanns in den vergangenen Jahren auch dem Generationswechsel (siehe Tabelle rechts).

Zeitraum Name
1855 Christian Krause
unbekannt
1949 – 1956 Karl - Heinz Große
1957 – 1959 Rolf Constabel
1960? Karl- Heinz Große
70er Jahre Manfred Bettge
80er Jahre Thomas Enderling
seit 1996 Frank Bettge